Gichin Funakoshi , der Begründer des modernen Karate-Do (Das Bild habe ich der Homepage Karate-Do entnommen und verlinkt, da dort auch sehr viele Informationen über Karate zu finden sind.)
Ein weiterer entscheidender Faktor kommt hinzu: Nach dem Zusammenbruch der Sho-Dynastie 1470 folgte eine Phase politischer Wirren, die erst 1477 durch die Errichtung einer neuen, ebenfalls Sho-Dynastie beendet wurde. Der neue König, Sho-Shin, hatte mit rebellischen Fürsten zu kämpfen, und so war eine seiner ersten Amtshandlungen, jedermann, ob Edler oder Bauer, das Tragen von Schwertern zu verbieten. Danach befahl er das Einsammeln aller Waffen unter königlicher Kontrolle in der Residenzstadt Shuri. Schließlich mussten alle Fürsten, nun ohne ihre Bewaffnung, in die Nähe seines Regierungssitzes ziehen und dort ständig wohnen. Diesen Maßnahmen auf der Nebeninsel Okinawa folgten übrigens ganz ähnliche politische Maßnahmen im Gebiet der japanischen Hauptinsel in Form des Schwertedikts von Toyotomi (1586) und dem Befehl des Togugawa Shogun, sich in der Hauptstadt zu versammeln, 1634.
In der folgende Zeit erstarkte das neu vereinigte Japan und aufgrund der Weigerung Okinawas, die Hoheit des japanischen Shogun anzuerkennen, wurden die Inseln schließlich von den Japanern eingenommen. Typisch für die zwiespältige Lage blieb, dass obwohl nunmehr eine formelle Regierung bestand, die in Wahrheit eine Marionette der Japaner war, auch von diesen die Tributpflicht gegen China nicht angetastet wurde. Durch dieses Hintertürchen konnten die Japaner vom verfeindeten Nachbarn China Waren beziehen, die es sonst nirgendwo gab.
Für die Entwicklung der Kampfsportarten war es von wesentlicher Bedeutung, dass auch die Japaner nach der Errichtung ihrer Herrschaft das Verbot des Waffentragens aufrechterhielten – im Gegensatz dazu war es den japanischen Samurai erlaubt, ihre Waffen zu tragen. Von daher wird nun auch die Bedeutung des Wortes Karate verständlich: Kara-te bedeutet „leere Hand“. Diese Benennung basiert auf der großen Tradition von Okinawa und Japan, in der der Körper trainiert wird als eine Waffe der Verteidigung und gleichzeitig alles ist, was ein Mann oder eine Frau zu diesem Zweck braucht.
Eine andere Übersetzung des Wortes Karate leitet sich ab aus der Bedeutung „chinesische Hand“, was zu verstehen ist, als die Art und Weise die Hand zu gebrauchen, wie sie aus China kommt. In der Tat gehen viele Traditionen des Karate bis auf die mönchischen Kampfkünste des alten China zurück, wie sie etwa auch in dem berühmten Kloster des Shaolin gepflegt wurden.
Das moderne Karate unterliegt freilich noch einer Reihe weiterer Einflüsse. Hier ist von allem das Werk Gichin Funakoshis zu nennen (siehe Bild oben), der von vielen als der Begründer des heutigen Karate angesehen wird. Er stammt aus Okinawa und brachte zu Anfang des 20. Jahrhunderts das traditionelle Karate nach Japan. Zusätzlich zu den überlieferten Trainingsmethoden wurden Regeln eingeführt, die sportliche Wettkämpfe in der Disziplin Karate ermöglichten. Indem Karate auch begleitend in das offizielle Bildungssystem übernommen wurde, fand es eine enorme Verbreitung, zunächst in Japan, mittlerweile auch darüber hinaus. Im Laufe der Zeit bildeten sich auch durch die verschiedenen Meister unterschiedliche Stilrichtungen heraus. Die bekanntesten sind heute Goyu-Ryn und, wie wir es auch in Mittelbuchen üben, Shotokan-Karate.
Die ersten großen Meisterschaften, die nach den heutigen sportlichen Regeln wurden, waren in den frühen fünfziger und sechziger Jahren die Alljapanischen Meisterschaften in Tokio, die als offene Wettkämpfe gleichzeitig internationale und Weltmeisterschaften darstellten. Natürlich dominierten die Japaner. Heute ist Karate eine Sportart, die wie in vielen anderen Ländern auch in der Bundesrepublik Wettkämpfe auf lokaler und nationaler Ebene ausrichten.
Nicht alle Karate-Sportler sehen die Entwicklung zu einer Wettkampfsportart gleich positiv. Mancher befürchtet, dass dadurch die spirituelle Komponente des Karate, die Konzentration und lebenslanges Üben beinhaltet, zu sehr in den Hintergrund rücken könnte. Im Japanischen findet dieser Aspekt Ausdruck in dem Wort Do, das etwa „Weg“ bedeutet. Das Üben einer Kampfsportart hat keineswegs nur den Zweck, zu lernen wie man sich wehrt, sondern bedeutet auch, sich mit der eigenen Aggressivität und Schwäche auseinanderzusetzen. Nicht der Sieg im Wettkampf, sondern der Gewinn der eigenen, inneren Stärke ist das eigentliche Ziel. Da dieses Ziel nicht einfach einmal zu erreicht werden kann, sondern vielmehr immer wieder neues Üben fordert, spricht man auch vom Karate-Do, dem Weg des Karate.